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Datum: 20.07.2015

Das Vogelbärbchen 2015

Eine Tradition lebt weiter

Zum neunten Mal schon seit dem Grenzegangsfest in 1952 wird das Vogelbärbchen, von Irma Sangmeister, in Wetter aufgeführt.

Es ist eine altbekannte Geschichte, die jedoch zu jedem Fest mit neuen Figuren oder Szenen aufwartet.

Viele Wetteraner haben sich bislang in 6 Jahrzehnten in den Rollen der Hauptfiguren profiliert, und die immer wieder auftauchenden Fragen sind, wer spielt dieses Mal das Vogelbärbchen, die Grete , die Trude um nur einige zu nennen.

Beate Wagner hat in 2008 die Nachfolge der, in ihrer Rolle als Vogelbärbchen sehr geschätzten Edith Kuß, erfolgreich angetreten und spielt sie auch in diesem Jahr. Der Bürgermeister, immer wieder glaubhaft dargestellt von Herbert Mettken, verkörpert seine Rolle nun zum 4. Male. Der Schnabel (Kay Weiß), die Fulderin (Sabine Kaiser), die Mangerin (Regina Kappel), der Schmied (Dieter Nolte), der Bäckermeister Volpert (Harald Althaus), das Zillerlein (Hans Kaiser), Graf Julian (Oliver Batz), Stephan, sein Reitbursche (André Mettken), Augustin (Daniel Jablonski) spielen routiniert gekonnt ihre Rollen wie schon beim letzten Grenzegang oder wie einige sogar bei den Grenzegangsfesten davor.

Das Jäckchen, dargestellt von Klaus Peter, steht in einer langen Reihe von Spielern, die sich tief in das Bewusstsein der „Wetterschen“ eingeprägt haben. Es sind da Adolf Staubus zu nennen, der das Jäckchen fünf Mal (1952 – 1987) dargestellt hat, wie Klaus Junk, besser bekannt als „Sally“, der zwar nur einmal in diese Rolle schlüpfte, aber dank seiner markanten Mimik und seiner starken Ausdruckskraft unvergessliche Momente setzte. Hier ist er mit dem Kürassier Jürgen Kuss in Aktion.

 

Nun, was gibt es Neues, wenn so vieles beim „Alten“ bleibt?

Wir haben eine neue Grete. Ingrid Klinger-Günther, die in 1980 und 1987 die Rolle der Trude, Ziehtochter von Grete, darstellte, spielt die Grete im diesjährigen Festspiel.

Sarah Ziegler ist die jüngste Trude überhaupt. Sie steht in ihrer emotionalen Ausdruckskraft ihren Vorgängerinnen in nichts nach.

Die neue Wasmudin heißt Sandra Erkel. Sie spielt stimmgewaltig das robuste Weib des Schmiedes Wasmud.

Ganz neu dabei, beim Grenzegang und überhaupt in Wetter ist Winrich Prenk, der bereits in den „Kanonissen“, Festspiel zum 1000-jährigen Bestehen des Stiftes Wetter, bühnentauglich agierte. Nun gibt er den Kaufmann Beysenhard, der auf ruhige, fast stoische Weise auf die Kriegsereignisse reagiert.

Das Volk erfreut sich eines großen Zuwachses von engagierten Frauen und eines kleinen Zuwachses an männlichen Darstellern. Thomas und Louis Gleisner sowie Andreas Sieling sind die einzigen drei tapferen Männer im Volk, die sich unter die vielen Frauen wagen.

Anna, ein Opfer der Kürassiere, wird von Lina Scherer, ihre Freundinnen Elisabeth und Käthchen, von Marisa Werner und Karla Peter dargestellt. Die Bäckerjungen werden von Tom Marquardt und Alexander Reitz gespielt. Sie reihen sich nahtlos in die Aktionen ihrer Mitspieler ein.

 

In der Szene „Gräuel“ werden die Schandtaten der Soldaten wie schon in 2008 in eindringlichen Bildern dargestellt. Dies verlangt von den Spielern ein großes Maß an Robustheit, Sportlichkeit und Darstellungsvermögen, welches die schon vom letzten Mal erprobten, wie auch die neuen Frauen, mit großem Einsatz hautnah auf die Bühne bringen.

Die Kürassiere kommen ebenfalls stark ins Schwitzen und mancher kommt beim „Nahkampf“ schon kräftig ins Pusten. Von links: Oliver Batz, Andreas Marquardt, Benny Schmidt, Jost Brössel, Marc Oeckei, Uwe Fischbach.

 

Einer sportlichen Leistung und Herausforderung stellen sich die Kürassiere und die Dragoner, wenn sie im Kampf gegeneinander fechten. Jens-Haye Kock hat als ihr Fechttrainer eine anspruchsvolle Choreographie entwickelt und das diesjährige Spiel mit einigen neuen Kampfelementen bereichert.

 

Neues Vorspiel mit Hexenanklage

Der in 1987 begonnenen Tradition folgend, gibt es auch zu diesem Grenzegang ein neues Vorspiel.

Die Geschehnisse in der Handlung sind ein weiteres Stück Wetterscher Geschichte. Sie spielt im 17. Jahrhundert, in welchem sich die Anklagen gegen Hexerei auch in Hessen mehrten. Die herangezogenen Akten zeigen auf, dass in Wetter, Eva Steinbach, Frau eines Maurers der Hexerei verdächtigt wurde. Ein Mädchen namens Elisabeth beschuldigte Eva, ihr gotteslästerliche Gebete gelehrt zu haben, worauf sich Eva Steinbach vom Rentmeister befragen lassen musste, und dieser die Unterlagen an die übergeordnete Instanz in Marburg weitergegeben hat.

In aller Kürze, doch prägnant werden im Vorspiel die absonderlichen Vorstellungen von Teufelsglaube und Hexenwahn lebendig. Dies förderte das gegenseitige Misstrauen unter der Bevölkerung und begünstigte Verdächtigungen und Beschuldigungen.

„Elisabeth“ wird dargestellt von der zehn jährigen Emmily Hanstein. Sie hat eine Rolle zu meistern, die aufgrund ihrer Komplexität hohe Anforderungen an sie stellt, um die Verstörtheit der „Elisabeth“ facettenreich darzustellen. Mit großer Ausdauer und Einfühlungsvermögen ist Emmily bei der Sache.

Der Teufelsglauben in seiner Absurdität wird in Persona dargestellt. Boshaft charmant karikiert der Teufel (Benjamin Schmidt) die Aussagen und Befindlichkeiten der Beteiligten und bringt in den Ernst der Verhältnisse eine Spur von hintergründigem Humor.

Ein Ende mit Überraschung

Nach Vor-und Hauptspiel gibt es in diesem Jahr noch ein Nachspiel, eher einen musikalischen Schlussakkord. Lassen sie sich einfach überraschen!

Kartenvorverkauf für die Vorstellungen am 5., 6., und 9. August im Rathaus.

Für den Festspielausschuss

Brunhilde (Bruno) Heß