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Datum: 14.11.2013

Jens Jesberg ist der neue Läufer!

Die Entscheidung ist gefallen: Jens Jesberg (31 Jahre) aus Wetter wird beim Grenzegang 2015 Reiner "Hille" Hilberg nach fünf Grenzegangsfesten beerben. Für Jens geht damit ein Kindertraum in Erfüllung; schon als kleiner Junge faszinierten ihn die heldenhaften Grenzegangsläufer mit ihren beeindruckten Peitschenknallereien und beim Grenzegang 1994, da war Jens 12, versprach ihm Kamms Karl, dass er irgendwann Läufer werden würde. Und Hille rief dem kleinen Jens, der dauernd hinter ihm her lief, zu: "Da musst du mal wachsen!" Das hat er gemacht, ist Autosattler geworden, klebte gedanklich nach wie vor beim Grenzegang den Läufern am Rockzipfel und hat über die Jahre seinen Traum nicht aus den Augen verloren.

Einstand beim Grenzgang Wollmar

Als bekannt wurde, dass Reiner "Hille" Hilberg 2008 sein letztes Grenzegangsfest "geplatzt" hatte, hat Jens - ungelogen - seitdem jede Woche den Wetteraner Boten mehrfach durchgeblättert, ob nicht bald ein Aufruf für die Bewerbung zum neuen Läufer zu finden ist! Wie verrückt muss man da sein? Doch diese Leidenschaft ist vermutlich genetisch vorgegeben, gehört doch sein Vater Helmut "Hems" Jesberg zu den alten Haudegen des Wetteraner Jahrgangs 34/35. Na also: Der Apfel fiel nicht weit vom Stamm, während der Vater den Burgwald rettete.

Jetzt ist es so weit. Die alten selbst gemachten Peitschen aus Kindertagen haben ausgedient, ab jetzt läuft er vorne weg und die Kinder werden hinter ihm her laufen.

In der Zwischenzeit heißt es: Geplatzt, geplatzt, geplatzt! Zumal Cheftrainer Hille Jens kurzerhand zum Grenzgang Wollmar im September 2013 befehligte, wo er seinen gelungenen Einstand gab. Bis dahin waren die drei Tage lang sichtbaren Flechtabdrücke der misslungen Peitschenübungen an Rücken und Oberschenkeln gut verheilt und die erste Peitsche schon kaputt gekloppt. Bei Hille waren es in 35 Jahren lediglich zwei Totalschaden.

Wollmar war für Jens ein erstes tolles Erlebnis, als die Läufer aus Wetter, Goßfelden, Buchenau, Biedenkopf und die Wollmerschen Grenzgangsburschen alle zusammen platzten. Hier entstand das Foto von den Wetterschen Läufern 2015:

Peitsche wird selbst geflochten

Für den Autosattler Jens Jesberg ist es eine Frage der Ehre, sich irgendwann eine Peitsche selbst zu flechten - bei dem Verschleiß... Doch das ist nicht so einfach, denn das Peitschenhandwerk ist in Deutschland ausgestorben.

"Die Bullenpeitschen aus Amerika taugen nicht dafür, die Nylonpeitschen aus Australien ebenso, die ungarischen sind zu schwer und die Stöcke zu kurz und die Italiener bauen Peitschen mit einem gedrehten Holzgriff und die Pferdepeitschen meiner Frau gehen gar nicht. Wir brauchen eine Peitsche mit leichtem Griff, bei der kunstvoll um ein gedrehtes Leder geflochten wird," so Jens, der sich aus der amerikanischen und australischen Literatur alles Brauchbare zusammen liest. Die Läufer erhoffen sich bei einem Besuch im Deutschen Peitschenmuseum des Heimatverein Killer in Baden-Würrtemberg neue Ideen, Kontakte und vielleicht Bauanleitungen.

Das bisher beeindruckendste Ergebnis aus der Manufaktur Jens Jesberg ist die 7m lange Wettersche Fahne, die er zum Grenzegangsfest 2008 an die Hauswand der Frankenberger Str. 2 gehängt hatte - nachts sogar beleuchtet. In 2015 wird sie wohl mehr Beachtung finden, jetzt, wo sie einem wetterschen Grenzegangsläufer gehört!



Text und Fotos: Sabine Kaiser.